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Bringt Mission Unheil? Eine kritische Anfrage an die christliche Heilslehre

  • vw1575
  • 25. Juni
  • 4 Min. Lesezeit

Was, wenn Menschen, die nie von Jesus gehört haben, eher gerettet werden als jene, die ihn kennen und ablehnen? Ist Mission dann nicht riskant oder sogar gefährlich? Diese provozierende Frage stellt sich jedem, der die Spannung zwischen dem universalen Anspruch christlicher Mission und dem Gedanken einer allumfassenden Gnade Gottes ernst nimmt.


Biblische Grundlagen: Zwischen Ausschließlichkeit und Weite


Paulus: Christus als Heilsnotwendigkeit

Im Römerbrief schreibt Paulus: "Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus" (Röm 5,1).

Und weiter: "Wie durch den Ungehorsam des einen Menschen [Adam] die Vielen zu Sündern gemacht worden sind, so werden auch durch den Gehorsam des Einen [Christus] die Vielen zu Gerechten gemacht werden" (Röm 5,19).

Paulus zeichnet ein universalistisches Bild: Alle Menschen sind in Adam gefallen, alle können durch Christus gerecht werden. Doch wie geschieht diese Teilhabe? Spätestens ab Röm 6 wird deutlich, dass dies an den Glauben und die Taufe gebunden ist.


Paulus: Natürliche Gotteserkenntnis

Gleichzeitig lässt Paulus in Römer 1 und 2 offen, dass Menschen auch ohne Kenntnis des Evangeliums einen Zugang zu Gott haben:

"Was man von Gott erkennen kann, ist unter ihnen offenbar; denn Gott hat es ihnen offenbart." (Röm 1,19)

"Das Werk des Gesetzes ist ihnen ins Herz geschrieben." (Röm 2,15)

Diese Ambivalenz zieht sich durch den gesamten Römerbrief: Gott ist gerecht und will alle retten – aber der Weg dazu scheint faktisch über Christus zu führen.


Allversöhnung: Hoffnung auf universale Rettung

Einige Bibelstellen deuten an, dass Gottes letztendlicher Wille die Rettung aller ist. So heißt es in 1. Timotheus 2,4: "[Gott] will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen."

Auch Kolosser 1,20 spricht von der Versöhnung "alles durch ihn [Christus], ob auf Erden oder im Himmel". Solche Verse wurden immer wieder als Hoffnung auf eine Allversöhnung gelesen – also die Idee, dass am Ende niemand verloren geht. Diese Hoffnung bleibt in Spannung zur Vorstellung eines endgültigen Gerichts, bietet aber eine theologisch begründbare Perspektive auf Gottes umfassende Barmherzigkeit.

Ein schmaler, leuchtender Weg führt aus einem dunklen, dichten Urwald heraus in eine weite, helle Landschaft. Am Waldrand steht eine Person, die in Richtung des Lichts blickt, zögernd, aber neugierig. Aus dem Himmel strahlt ein mildes Licht auf sie herab – nicht bedrohlich, sondern einladend. Im Hintergrund sind schemenhaft verschiedene religiöse Symbole erkennbar: Kreuz, Halbmond, Sonne, Spirale – angedeutet, nicht dominant. Das Bild soll Offenheit, Hoffnung und die suchende Dimension des Glaubens ausdrücken – nicht Zwang oder Urteil.

Theologische Positionen: Alte Kirche, Reformation, Moderne


Die Alte Kirche: "Extra ecclesiam nulla salus"

Cyprian von Karthago prägte im 3. Jahrhundert den Satz:

"Außerhalb der Kirche gibt es kein Heil."

Die Kirche verstand sich als einzige Trägerin des Heils. Wer nicht getauft ist, kann nicht gerettet werden. Später differenzierten Kirchenväter wie Augustinus zwischen "sichtbarer" und "unsichtbarer" Kirche, aber der Grundgedanke blieb exklusiv.


Die Reformation: Solus Christus, sola fide

Luther betonte die Rechtfertigung allein durch den Glauben an Christus. Der Zugang zur Gnade wurde individualisiert, aber nicht relativiert:

"Allein der Glaube rettet."

Die Reformatoren gingen davon aus, dass das Evangelium verkündet werden muss, weil es der einzige Weg zum Heil ist. Eine universale Gnade ohne Christusbezug war unvorstellbar.


Die Moderne: Inklusivismus und Pluralismus

In der Gegenwart haben sich zwei Gegenbewegungen zum Exklusivismus entwickelt:

• Karl Rahner (1904–1984) formulierte die Idee des "anonymen Christen": Auch Nichtchristen können durch die in ihnen wirkende Gnade Christi gerettet werden, selbst wenn sie den Namen nicht kennen.

• John Hick (1922–2012) vertrat einen religiösen Pluralismus: Alle Religionen sind gleichwertige Wege zu Gott, Jesus ist nicht einzigartig, sondern exemplarisch.

Beide Positionen versuchen, die Idee eines liebenden und gerechten Gottes mit der realen Vielfalt religiöser Erfahrung zu versöhnen. Doch sie schwächen den Missionsauftrag ab oder transformieren ihn in einen interreligiösen Dialog.


Die logische Spannung: Mission als mögliche Gefährdung

Wenn die Gnade Gottes auch Menschen gilt, die nie vom Evangelium hören konnten – sei es aus geografischen, historischen oder kulturellen Gründen –, dann stellt sich eine heikle Frage:

Bringt Mission womöglich Unheil?

Denn: Wer das Evangelium hört, steht vor einer Entscheidung. Wer ablehnt, scheint nun im Gericht zu stehen. Wäre er nicht besser nie konfrontiert worden?

Diese "Pervertierung der guten Nachricht" ist ein Skandal, wenn sie logisch zu Ende gedacht wird. Gott erscheint dann als jemand, der Menschen durch Offenbarung erst in Verdammnis bringt. Das widerspricht zutiefst dem Bild eines liebenden Gottes.


Mögliche Auswege

Die Theologie muss hier mit großer Demut argumentieren. Ein paar Perspektiven:

1. Die Offenbarung als Einladung, nicht als Bedrohung: Christus soll nicht verdammen, sondern offenbaren, wie Gottes Liebe aussieht. Die Botschaft soll nicht unter Druck setzen, sondern freisetzen.

2. Die Möglichkeit der Gnade bleibt göttlich: Ob jemand, der Christus nicht annimmt, verloren ist, kann kein Mensch entscheiden. "Gott ist größer als unser Herz" (1 Joh 3,20).

3. Mission als Kommunikation, nicht als Selektion: Christliche Mission hat die Aufgabe, Zeugnis zu geben, nicht Gericht zu bringen. Sie dient der Begegnung, nicht der Auslese.


Fazit & persönliche Meinung

Mission kann dann heilvoll sein, wenn sie nicht Menschen in ein binäres System von Heil und Unheil zwingt, sondern in Beziehung ruft. Sie darf nicht nach dem Prinzip "Jetzt oder nie" operieren, sondern sollte das Angebot einer liebevollen Wirklichkeit sein, die auch dort wirkt, wo der Name Jesu nicht genannt wird.

Gott handelt nicht nach dem Prinzip religiöser Verfügbarkeit. Wenn Mission wirklich christlich ist, dann bringt sie keine Verdammnis – sondern Licht, Liebe und Freiheit. Und wo das nicht geschieht, darf man fragen: Ist das noch Evangelium?

Ich selbst bin der Meinung, dass alle Religionen grundsätzlich gleichwertig zu sehen sind. Die Unterschiede liegen im Detail und verdienen entsprechend eine eigenständige Beachtung. Es ist so wie mit Sprachen: Die Menschen sprechen die unterschiedlichsten Sprachen, bringen damit aber dasselbe zum Ausdruck, nämlich alles, was sie bewegt. Mir wurde das Christentum in die Wiege gelegt. Ich finde das Christentum für mich hochplausibel. Daraus leite ich jedoch kein Recht ab, andere Religionen abzuwerten. Stattdessen begegne ich ihnen mit wertschätzender Neugier – jedoch ohne meine christliche Identität zu leugnen.


Diesen Text habe ich mit Hilfe von KI erstellt. Er repräsentiert meine Meinung.

 
 
 

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