Der blutige Bund und der rauchende Ofen in Genesis 15
- vw1575
- 4. Juni
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Manche Bibelstellen wirken auf den ersten Blick fremd – fast archaisch. So auch die Szene in Genesis 15, in der Abraham Tiere opfern und sie auseinanderreißen soll, um einen Bund mit Gott zu schließen. Eine Stelle, die man häufig überliest und deren Bedeutung zuweilen unterschätzt wird.
Die Szene: Tiere, Blut und eine tiefe Dunkelheit
Gott kündigt Abraham in Genesis 15 Nachkommen und ein eigenes Land an – beides ist aus damaliger Sicht die höchste Form von Segen. Abraham fragt nach einem Zeichen. Daraufhin fordert Gott:
„Bring mir eine dreijährige Kuh, eine dreijährige Ziege, einen dreijährigen Widder, eine Turteltaube und eine junge Taube.“ (Gen 15,9)
Abraham gehorcht. Die größeren Tiere zerschneidet er in der Mitte, die kleineren lässt er ganz. Am Abend fällt Abraham in eine tiefe Dunkelheit – eine Art Trance – und sieht, wie ein rauchender Ofen und eine Feuerflamme zwischen den zerteilten Tierhälften hindurchziehen. In diesem Moment schließt Gott mit ihm den Bund.

Was hat es mit dem Ritual auf sich?
Was hier geschieht, ist kein Einzelfall. Im Alten Orient waren solche Rituale gängig, vor allem beim Abschluss von Verträgen. Zerteilte Tiere dienten als symbolischer Schwur: Wer den Vertrag bricht, soll enden wie das Tier. Noch heute steckt diese Vorstellung in Redewendungen wie „Blutpakt“ oder „ein Eid mit dem eigenen Leben besiegeln“.
Das hebräische Wort für „Bund schließen“ lautet karat berit – wörtlich: „einen Bund schneiden“. Das Ritual in Genesis 15 ist also eine konkrete Form dieser alten Praxis.
Doch etwas ist hier ungewöhnlich: Nicht beide Vertragspartner gehen durch die Tierhälften. Nur Gott – dargestellt durch Feuer und Rauch – durchquert den Pfad. Abraham bleibt außen vor.
Die Botschaft: Gott bindet sich einseitig
Gerade dieser Punkt ist theologisch bedeutsam. In den meisten antiken Verträgen verpflichten sich beide Seiten. Hier aber ist es Gott allein, der sich bindet. Abraham muss nicht durch das Blut schreiten. Es ist ein einseitiger Gnadenbund. Gott sagt gewissermaßen: Ich verspreche dir Nachkommen und Land – bedingungslos.
Damit ist Genesis 15 eine Grundsatzerklärung für das biblische Verständnis von Gnade. Noch bevor Abraham das Gesetz kennt oder besondere Werke vollbringt, begegnet ihm Gott mit Treue.
Warum gerade dreijährige Tiere?
Die Altersangabe ist auffällig. In der Bibel werden Opfertiere selten so genau charakterisiert. Drei Jahre deuten auf volle Reife, aber noch Unversehrtheit. Die Tiere sind in der besten Phase ihres Lebens. In Analogie zu anderen biblischen Stellen (z. B. 3. Mose 19,23–25) lässt sich sagen: Was drei Jahre gereift ist, gehört Gott – es ist bereit für das Heilige.
Ein Symbol für das ganze Volk
Später im Kapitel heißt es, dass Gott diesen Bund „mit Abraham und seinen Nachkommen“ geschlossen hat. Das Ritual hat also eine kollektive Bedeutung: Es ist der Ursprung der Bundesbeziehung zwischen Gott und Israel. In dieser Szene geht es nicht nur um einen Mann, sondern um eine ganze Geschichte – um eine Bindung, die Jahrhunderte überdauern soll.
Fazit
Was wie ein archaisches Blutritual wirkt, offenbart bei näherer Betrachtung einen der stärksten Momente der hebräischen Bibel: Gott verpflichtet sich zu einem Weg mit dem Menschen – ohne Bedingungen, ohne Gegensicherung. Die zerteilten Tiere und der Gang des Feuers durch die Dunkelheit erinnern uns daran, wie tief das Vertrauen gehen kann – und wie alt die Sehnsucht nach einem verlässlichen Gegenüber ist.
Diesen Text habe ich mit Hilfe von KI verfasst. Er deckt sich mit meiner Meinung.
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