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Landverheißung und Landnahme im Alten Testament: Zwischen Überlebenskampf und Moral

  • vw1575
  • 24. Apr.
  • 3 Min. Lesezeit

Die biblischen Texte des Alten Testaments sind durchzogen von der Verheißung und dem Erwerb eines bestimmten Landes: des "verheißenen Landes", das Gott Abraham und seinen Nachkommen zusichert. Diese Landverheißung wird zu einem zentralen Thema der Pentateuch- und Josuaüberlieferung. Gleichzeitig sind die Texte, in denen von der Landnahme Israels berichtet wird, heute theologisch, ethisch und politisch hoch umstritten. Der folgende Beitrag beleuchtet die literarischen und theologischen Dimensionen der Landverheißung und Landnahme und diskutiert deren Bedeutung im Horizont von Migration, Überlebensdruck und Gewalt.


1. Die Landverheißung: Ein Grundmotiv biblischer Theologie


Die erste ausdrückliche Landverheißung begegnet in Genesis 12,1–3, wo Gott zu Abram spricht: "Geh aus deinem Land ... in das Land, das ich dir zeigen werde." Das Land ist Gabe und Ziel, Ausdruck göttlicher Führung und Grundlage für eine neue Existenz. Diese Verheißung wird im weiteren Verlauf mehrfach erneuert und ausgeweitet (Gen 15; 17; 26; 28).


Die Landverheißung ist untrennbar mit der Verheißung von Nachkommenschaft verbunden. Beide Aspekte greifen ineinander: Das Land ist der Raum, in dem sich das Leben des göttlichen Volkes entfalten soll. Es ist Zeichen des Bundes zwischen Gott und Israel.


2. Die Erfahrung der Landlosigkeit und des Unterwegsseins


Trotz der Verheißung bleibt Israel über weite Strecken eine landlose Gemeinschaft. Abraham lebt als Fremder und Weidehirte, ebenso Isaak und Jakob. In der Exoduserzählung ist Israel ein Volk in der Fremde, das unterdrückt wird und auszieht. Auch in der Wüstenzeit bleibt das Ziel das verheissene Land, das aber nicht leicht zu erreichen ist.


Diese Dynamik erzeugt eine Spannung: Die Verheißung steht, aber sie ist nicht selbstverständlich eingelöst. Sie ist Gabe, aber keine Besitzgarantie. Immer wieder erscheint das Land als Raum der Hoffnung, nicht der Sicherung.


3. Die Landnahme im Buch Josua


Im Buch Josua wird die Einnahme des Landes Kanaan erzählt: als ein von Gott befohlener und begleiteter Eroberungszug. Die Erzählweise ist selektiv, heroisch, manchmal martialisch. Ganze Bevölkerungen werden vertrieben oder getötet. Diese Texte wirken aus heutiger Sicht gewaltverherrlichend und sind schwer mit ethischen Standards vereinbar.


Historisch sind sie zudem fragwürdig: Die Archäologie zeigt kein flächendeckendes Eroberungsereignis. Vielmehr spricht vieles für eine langsame Sesshaftwerdung und Durchmischung von Gruppen im Bergland Kanaans. Das heißt: Die Texte sind ideologische Rückprojektionen, keine historischen Berichte.



4. Theologische Deutung: Land als Gabe, nicht als Besitz


Das Alte Testament kennt verschiedene Stimmen zur Landverheißung. Neben den heroischen Erzählungen stehen prophetische und weisheitliche Reflexionen. Immer wieder wird betont: Das Land gehört nicht Israel, sondern Gott (Lev 25,23). Israel darf darin wohnen, solange es den Bund wahrt und gerecht lebt.


In dieser Perspektive wird das Land nicht zur nationalistischen Legitimation, sondern zur theologischen Verpflichtung. Besitzanspruch ohne Gerechtigkeit führt zum Verlust des Landes (z. B. im Exil).


5. Migration, Überlebensdruck und Gewalt: eine ethische Herausforderung


Die biblischen Landgeschichten spiegeln eine Erfahrung, die viele Menschen bis heute teilen: Die Suche nach einem Ort zum Leben. Hunger, Bedrohung, Verfolgung und Perspektivlosigkeit treiben Menschen zur Migration. Auch Abraham zieht aus – aus Überlebensgründen. Auch Israel sucht ein Zuhause.


Diese Erfahrung verbindet sich in der Bibel mit dem Glauben an Gottes Führung. Aber sie bleibt ambivalent: Wenn das neue Land bewohnt ist, entstehen Konflikte. Die Bibel selbst beschreibt das: In den Landnahmegeschichten wird Gewalt angewendet, werden andere Gruppen entmachtet. Heute kann und muss das kritisch gelesen werden.

Eine theologisch verantwortete Lektüre erkennt: Das Ringen um Lebensraum ist real – aber Gewalt ist nicht gottgegeben, sondern Ausdruck menschlicher Überforderung. Die Texte spiegeln diesen Konflikt, ohne ihn zu lösen.


6. Fazit: Zwischen Verheißung und Verantwortung


Die Landverheißung des Alten Testaments ist ein zentraler Ausdruck der Hoffnung auf Zukunft, Sicherheit und Heimat. Aber sie ist keine Blaupause für Besitz oder Gewalt. Die Bibel verknüpft sie mit Gerechtigkeit, Gastfreundschaft und der Verpflichtung, das Land als Gabe Gottes zu achten.


Gerade heute, in Zeiten globaler Fluchtbewegungen und Ressourcenknappheit, sind diese Texte herausfordernd aktuell. Sie rufen dazu auf, die Spannung zwischen Verheißung und Verantwortung bewusst auszuhalten – und neue Wege des Zusammenlebens zu suchen, die Gottes Gabe nicht zur Beute machen.


Dieser Beitrag wurde mit Hilfe von KI erstellt und spiegelt meine Meinung wieder.

 
 
 

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