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Zwischen Glauben und Gesellschaft – Warum der Kirchentag mehr ist als ein ideologischer Jahrmarkt

  • vw1575
  • 2. Mai
  • 3 Min. Lesezeit

Der Evangelische Kirchentag 2025 in Hannover wird von vielen als ein buntes, offenes und vielfältiges Glaubensfestival gefeiert – und zugleich von manchen als Ausdruck eines kulturellen und theologischen Abfalls verurteilt. Rechte Plattformen wie Tichys Einblick und fundamentalistische Stimmen wie Liebezurbibel greifen einzelne Programmpunkte wie den Taylor-Swift-Gottesdienst, die Präsenz von Klimaaktivistinnen wie Luisa Neubauer oder Veranstaltungen zu Queerness und Sexualität heraus, um ein vertrautes Narrativ zu bedienen: Die evangelische Kirche habe sich vom „wahren Glauben“ verabschiedet und sei nur noch ein „woker Jahrmarkt“ ohne geistlichen Tiefgang.

Als besonders beliebter Beleg für diese Kritik wird die biblische Szene der Tempelreinigung herangezogen (vgl. Matthäus 21,12–13; Johannes 2,13–17). Jesus treibt die Händler aus dem Tempel, stößt die Tische der Geldwechsler um und ruft:

„Mein Haus soll ein Bethaus heißen; ihr aber macht eine Räuberhöhle daraus.“


Diese Szene wird von Kritikerinnen und Kritikern instrumentalisiert, um zu suggerieren: Auch heute müsse der Tempel – in diesem Fall der Kirchentag – von allem „Unreinen“ befreit werden: von politischem Aktivismus, von queeren Perspektiven, von modernen Formaten. Die Kirche habe sich “profanisiert” und müsse wieder „gesäubert“ werden.


Ein weiter, lichtdurchfluteter Platz in Hannover während des Kirchentags 2025. Im Vordergrund eine diverse Gruppe von Menschen: alt und jung, queer, mit und ohne religiöse Symbole, einige mit Regenbogenflaggen, andere mit Bibeln. Alle lächeln oder führen angeregte Gespräche. Im Hintergrund ein modernes Kirchenbanner mit der Aufschrift „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“ (2. Kor 3,17). Die Stimmung ist offen, freundlich, festlich. Die Architektur von Hannover ist dezent im Hintergrund sichtbar

Mein eigener Weg: Vom Misstrauen zur Liebe zur Kirche

Ich kenne diese Argumentation gut. Ich habe früher selbst so gedacht. Als ich noch in einem fundamentalistischen Umfeld war, erschien mir vieles, was die evangelische Kirche tat, suspekt. Ich sah überall Abweichung vom „reinen Evangelium“ und glaubte, dass wahres Christsein mit klarer Abgrenzung einhergehen müsse.

Aber dann begann mein Theologiestudium. Und was als Kopfsache begann, wurde mit der Zeit zu einem geistlichen Weg: Ich lernte die Vielstimmigkeit der Bibel kennen, das Ringen um Wahrheit, das Nebeneinander von Glaube, Zweifel und Widerspruch. Ich entdeckte: Fanatismus ist kein theologisches Ideal – Beziehung ist es.

Gott ist keine Kontrollinstanz, sondern schöpferische Freiheit und tiefe Liebe.


Vielseitige Kirche? Ja, bitte.

Wenn heute beim Kirchentag über Vielfalt, Geschlechtergerechtigkeit oder Klimagerechtigkeit gesprochen wird, dann ist das kein Verrat an Christus, sondern Ausdruck seiner Nachfolge.

Wenn Menschen über ihre queere Identität im Licht des Glaubens sprechen oder sich mit ihrer Spiritualität in modernen Formaten ausprobieren, dann geschieht das mit Ernst, mit Leidenschaft und mit theologischem Tiefgang.

Und ja, es gibt schrille Töne. Ja, nicht alles ist für jeden ansprechend. Aber es wäre unredlich, aus Einzelbeispielen den ganzen Kirchentag zu diskreditieren – oder gar das Christentum als solches. Solche Kritik verrät oft mehr über das Weltbild der Kritiker als über die Kirche selbst.


Die wahre Botschaft der Tempelreinigung

Wer die Tempelreinigung heute als Waffe gegen Vielfalt und moderne Formen benutzt, macht einen entscheidenden Fehler:

Jesu Zorn richtete sich nicht gegen Vielfalt oder Kreativität, sondern gegen Heuchelei und ökonomische Ausbeutung im Namen der Religion.

Er sprach nicht gegen Menschen, die Gott auf neue Weise suchen, sondern gegen ein religiöses System, das Zugang zu Gott behindert.

In gewisser Weise ist der Kirchentag genau das Gegenteil: Er öffnet Räume, lässt Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten, Lebensformen und Generationen Gott begegnen. Nicht durch Vorschriften, sondern durch Erfahrung, Austausch, Gemeinschaft. Genau das ist Kirche – oder sollte es sein.


Ein Ort der Freiheit

Ich bin überzeugt: Die Kirche Jesu Christi ist ein Ort der Freiheit. Und diese Freiheit zeigt sich gerade darin, dass sie Raum lässt für unterschiedliche Lebensentwürfe, für neue Gedanken, für kulturelle Vielfalt – und ja: auch für kritische Selbstbefragung.

Der Kirchentag ist nicht perfekt, aber er ist ein lebendiges Zeichen dieser Freiheit. Und für viele Menschen ist er ein Ort, an dem sie Gott begegnen – oft anders, als sie es erwartet haben.

Ich bin dankbar, dass ich heute Teil dieser Kirche bin. Und ich hoffe, dass wir als Kirche nicht vor der Kritik zurückschrecken, sondern mutig und offen bleiben – im Vertrauen darauf, dass Gott größer ist als unsere Kategorien.


„Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“

– 2. Korinther 3,17


Dieser Text wurde von mir mit Hilfe von KI erstellt und deckt sich mit meiner Meinung.

 
 
 

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