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Noah, der Wein und der Fluch

  • vw1575
  • vor 7 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit

Manche Texte der Bibel sind faszinierend. Andere verstörend. Dritte wiederum wirken belanglos. Erstaunlicherweise verbergen gerade die Bibelstellen, die wir beim Lesen schnell überfliegen, bemerkenswerte Geheimnisse. So eine Bibelstelle ist Genesis 9,20–27:


„Noah, der erste Ackerbauer, pflanzte einen Weinberg. Er trank vom Wein, wurde betrunken und lag entblößt in seinem Zelt. Ham, der Vater Kanaans, sah die Blöße seines Vaters und erzählte es draußen seinen Brüdern. Da nahmen Sem und Jafet ein Kleid, legten es auf ihre Schultern, gingen rückwärts hinein und bedeckten die Blöße ihres Vaters. […] Als Noah erwachte und erfuhr, was sein jüngster Sohn ihm angetan hatte, sprach er: Verflucht sei Kanaan!“ (Gen 9,20–27, Auswahl)


Merkwürdig – aber harmlos?


Auf den ersten Blick wirkt die Szene wie ein kurioser Zwischenfall: Noah wird betrunken, entblößt sich und wird von seinem Sohn Ham gesehen. Weil dieser anscheinend über seinen Vater redet, statt ihn zu bedecken, wird nicht er selbst, sondern sein Sohn Kanaan verflucht. Merkwürdig – aber harmlos?


Nur auf den ersten Blick. Denn der Text enthält subtile Andeutungen, die auf etwas Tieferes – und Verstörenderes – hindeuten.


Was bedeutet es, „die Blöße zu sehen“?


Im hebräischen Urtext steht: „er sah die Blöße seines Vaters“ – וַיַּ֥רְא אֶת־עֶרְוַ֖ת אָבִ֑יו. Dieses Bild ist keine rein optische Beobachtung. In der Tora wird die Wendung „die Blöße sehen“ (oder: „die Blöße aufdecken“) häufig im Zusammenhang mit Inzestverboten verwendet, insbesondere in Levitikus 18 und 20. Dort ist das Sehen oder Aufdecken der Blöße ein feststehender Ausdruck für sexuellen Kontakt innerhalb der Familie.


In Levitikus 20,17 heißt es zum Beispiel:


„Wenn jemand seine Schwester nimmt, die Tochter seines Vaters oder die Tochter seiner Mutter, und ihre Blöße sieht und sie seine Blöße sieht, das ist eine Schandtat.“


Die Wendung „die Blöße sehen“ ist also eine Chiffre – eine verschleiernde Redeweise für sexuelle Handlungen. Es geht nicht nur ums Sehen, sondern um eine Grenzüberschreitung. Diese Formulierung gehört in einen juristischen, ethischen und oft kultisch-reinen Kontext – nicht in eine harmlose Alltagsszene.


Ein symbolisches, dramatisches Gemälde in einem Stil zwischen Renaissance und modernem Realismus, das einen älteren Mann (Noah) zeigt, der bewusstlos und nackt in einem Zelt liegt, teilweise von Schatten verdeckt. Außerhalb des Zelts gehen zwei Söhne rückwärts mit einem Tuch, um ihn zu bedecken, und vermeiden es, ihn anzusehen. Ein dritter Mann (Ham) steht in der Nähe und beobachtet ihn mit einer Mischung aus Neugier und Respektlosigkeit. Die Atmosphäre ist angespannt und geheimnisvoll. Verwenden Sie warme, erdige Töne, alte orientalische Kleidung, das weiche Licht eines Sonnenaufgangs und symbolische Elemente wie eine Ranke im Vordergrund und ein Gefühl von Scham oder Tabu in der Komposition.

Was hat Ham getan?


Die Bibel nennt nicht explizit, was geschehen ist – aber sie umkreist es. Dass Noahs Reaktion so drastisch ausfällt, dass ein Fluch über eine ganze Linie verhängt wird, weist auf eine schwerwiegende Verletzung hin. Manche Ausleger vermuten Missbrauch oder gar eine Kastration. Noch deutlicher wird das im Vers 24: „Als Noah erwachte von seinem Wein und erfuhr, was ihm sein jüngster Sohn angetan hatte…“ – das hebräische „was ihm getan hatte“ (אֲשֶׁר־עָשָׂה לוֹ) legt eine aktive, tätliche Handlung nahe.


Ein bloßer Blick oder Tratsch würden kaum zu einem solchen Urteil führen. Die „Tat“ bleibt unausgesprochen – vielleicht aus Tabu, vielleicht aus literarischem Raffinement.


Warum wird Kanaan verflucht?


Dass nicht Ham selbst, sondern sein Sohn Kanaan verflucht wird, lässt sich auf verschiedene Weise deuten. Vielleicht handelt es sich um eine sogenannte „Ätiologie“ – eine Erklärung für das spätere Spannungsverhältnis zwischen Israel und den kanaanäischen Völkern. Der Text will also nicht nur eine Familienszene erzählen, sondern auch politische und ethnische Machtverhältnisse begründen. Kanaan steht später für das verheißene Land – aber auch für die dort lebenden Fremdvölker, die Israels Gegner werden.


Der Fluch über Kanaan könnte also eine theologische Deutung historischer Feindseligkeit sein – verschlüsselt in einer Familiengeschichte, die von Scham, Schuld und Gewalt spricht.


Warum dieser Text wichtig ist


Diese kleine Episode mitten in der Urgeschichte zeigt, wie vielschichtig und tief biblische Texte sein können. Sie arbeiten mit Bildern, mit Andeutungen, mit kulturell geprägten Chiffren. Wer sie entschlüsselt, entdeckt nicht nur ein dunkles Kapitel der Familiengeschichte Noahs, sondern auch den biblischen Umgang mit Tabuthemen: Sexualität, Gewalt, Macht, Scham.


Vielleicht ist genau das die große Kunst der Bibel: Uns zu irritieren, wo wir Gleichgültigkeit erwarten – und zum Nachdenken zu bringen, wo wir nur eine seltsame Geschichte vermuten.


Diesen Text habe ich mit Hilfe von KI erstellt. Er entspricht meiner Meinung.

 
 
 

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